Wie man Müll zu Geld macht. Abfallwirtschaft in Deutschland, Lektionen für Nigeria

 

„Alte Gewohnheiten sterben schwer“. Es war ein harter Kampf für mich, mich an die Abfalltrennungssysteme zu Hause und in meinem Büro in Hamburg, Deutschland, anzupassen. Ganz einfach, weil es nicht das ist, was ich in meinem Land, Nigeria, als Kind getan habe – wir entsorgen alle Abfälle ungetrennt. Die Abfallerzeugung ist ein integraler Bestandteil der menschlichen Existenz; so sehr, dass unsere Anatomie ein Mini-Abfallverarbeitungsmotor ist, der gute Nährstoffe für Wachstum/Ernährung aufnimmt, während er die unerwünschten Teile in Fäkalien und Urin und Schweiß ausstößt.

Für eine sehr lange Zeit waren in Nigeria jegliche Formen von Abfall einfach Abfall, der auf Mülldeponien und Müllhügel abseits der menschlichen Behausung abgelagert wurde. Mit der wachsenden Bevölkerung nimm

Recycling Center Liebigstrße-Hamburg Germany

t auch die Abfallmenge zu. Eine Bevölkerung von knapp 46 Millionen Menschen im Jahre 1960 liegt heute bei weit über 205 Millionen (Bevölkerungsschätzung der UNO). Der erbitterte Kampf zwischen Abfall und Nigerianern ist zum täglichen Problem geworden.

Inzwischen sind Abfälle, die wir fälschlicherweise als Abfall bezeichnet haben, in Deutschland dank Einfallsreichtums und Fortschritt bei der ordnungsgemäßen Abfallbewirtschaftung tatsächlich „Wertstoffe“. Industrien, die untrennbar mit der Abfallwirtschaft in Deutschland verbunden sind, wie z.B. das Recycling, könnten mit der Erdölförderung in Nigeria – dem Rückgrat der nigerianischen Wirtschaft – konkurrieren. Wie wird dies in Deutschland erreicht?

 

Waste processing industry
State Reinigung Hamburg

Mein Besuch in einer der großen Abfallverarbeitungsanlagen in Hamburg hat mir die Augen geöffnet. Diese Exkursion war der zweite Teil eines ISA-Workshops zur Abfallverarbeitung, an dem ich vor meinem Besuch in dem gigantischen Abfallverarbeitungsbetrieb teilnahm. Abfälle werden in Deutschland grundsätzlich unterschieden als;

– Organischer Abfall

– Anorganische Abfälle

Wie der Name schon sagt, werden organische Abfälle wie Küchenabfälle, Kaffeesatz und Speisereste in der braunen Bioabfalltonne sortiert. Diese Abfallkategorie wird durch Vergärung zu Kompost und Biogas verarbeitet.

Biogas kann zum Kochen verwendet werden, was in einigen abgelegenen Teilen Nigerias eine große Herausforderung darstellt. Der Mangel an Kochgas hat die Menschen dazu veranlasst, auf Baumfällung als Energiequelle zum Kochen zurückzugreifen. Die verschärften Auswirkungen der Entwaldung in diesem Bereich können nicht genug betont werden. Von besonderem Interesse ist die Fähigkeit von Biogas zur Stromerzeugung, das größte Kopfzerbrechen Nigerias. Während in Deutschland ein Teil des Biogases zur Erzeugung von Wärme für den Hausgebrauch verwendet wird, hat Nigeria als Land in Subsahara-Afrika keinen solchen Bedarf, so dass der gesamte Einsatz von Biogas zur Stromerzeugung einen großen Aufschwung bedeuten würde. Als Bauernnation ist unsere Fähigkeit, organischen Abfall zu erzeugen, enorm. Kompost wäre eine große Hilfe für unsere Bevölkerung, von denen die meisten Kleinbauern sind, die weitgehend auf Kredite angewiesen sind, um Düngemittel für ihr landwirtschaftliches Unternehmen zu bekommen. Kompost wäre eine billigere und gesündere Alternative für die Landwirtschaft.

Anorganische Abfälle werden weitgehend getrennt und wie folgt sortiert;

Gelbe Tonnen – Abfälle wie Aluminiumfolie, Plastiktüten, Dosen, Joghurtbecher, Tetra-Packs, in denen Saft und Milch verkauft werden, Plastikflaschen und Kaffeeverpackungen)

Grüne oder blaue Behälter: Papierabfälle und Pappe (z.B. Papiertüten, Zeitungen, Kataloge, Schreibpapier, Kartons, Zigarettenschachteln

Schwarze oder graue Mülltonnen: Restmüll oder Hausmüll und alle anderen Abfallarten, die nicht wiederverwertet werden können (z.B. Porzellan, Hygieneartikel, verschmutzte Verpackungen, beschädigte Schuhe

ISA Abfall-Management Workshop: Lateef Salami im gelben Hemd  

oder Utensilien, Staubsaugerbeutel, Windeln, Zigarettenkippen, Fenstergläser

Ich kann zwar noch nicht behaupten, dass ich das Mülltrennungssystem in Deutschland und insbesondere in Hamburg, wo ich derzeit wohne, komplett gemeistert habe, und ich kann auch nicht behaupten, dass Deutschland das beste Abfallwirtschaftssystem der Welt hat, aber ich kann mit Zuversicht sagen, dass Nigeria sich verändern würde, wenn wir lernen, die deutschen Methoden der Abfallwirtschaft und -verarbeitung zu übernehmen. Ich muss gestehen, dass mein Aufenthalt in Deutschland die Art und Weise, wie ich Abfall sehe, verändert hat. Ich habe beschlossen, die Büroabfallwirtschaft als integralen Bestandteil in mein ISA-Projekt zu integrieren, das ich nach meiner Rückkehr nach Nigeria umsetzen werde.

Künftig werde ich meine Erkenntnisse zum Abfallmanagement insofern anwenden, da es mich als Bürogeräteexperte aus Nigeria am unmittelbar betrifft.